Wettenhausen Das Konzert im Kaisersaal bildet Jahr für Jahr den Höhepunkt des Kreis-Chorverbandes Mittelschwaben. Unter dem Motto „So singen wir“ hat Wolfgang Stainer wieder ein beeindruckendes Konzert in Wettenhausen organisiert, das einen Einblick gab in die große Bandbreite der Sänger im Landkreis.
Obwohl der Jugendchor des Gesangvereins Wiesenbach aufgrund eines Todesfalls absagen musste, konnten die Besucher im gut besetzten Kaisersaal ein rund zweistündiges Konzert genießen.
Eingestimmt wurden sie von der Bläsergruppe der Jugendkapelle Ettenbeuren-Wettenhausen, die ohne Dirigent mit einem schwungvollen „Auf zum Start“ eröffneten. Vorsitzende Anja Schinzel machte in ihrer Begrüßung zahlreiche Prominenz unter den Besuchern aus, doch das Konzert beschränkte sich auf Musik, Grußworte wurden nicht gesprochen.
Dafür ergriffen nach einem weiteren Instrumentalstück mit dem Burgauer Grundschulchor die Sänger die Bühne. Christa Wall hatte eine nette Inszenierung vorbereitet. Die Chorkinder, sie kommen aus den ersten bis vierten Klassen, zogen unter Begleitung von Marianne Baldaufs Akkordeonspiel in den Saal. Mit fröhlichen Liedern und lustiger Gestik erheiterten sie die Besucher, die dem Vortrag großen und ehrlichen Beifall spendeten.
Ein ganz besonderes Kaliber ist der Chor der Berufsfachschule für Musik in Krumbach, der sich erstmals am Kreis-Chorkonzert beteiligte. Die angehenden Profimusiker, die meisten von ihnen bereiten sich in Krumbach auf ein Studium der Musik vor, brillierten mit einem höchst anspruchsvollen und für den Kreis-Chorverband ungewöhnlichen Programm: Nach dem schnellen, präzise akzentuierten „Alleluja“ von Gordon Young, dirigiert von Lukas Krauß, folgte die „Missa Simplex“ des ebenfalls zeitgenössischen lettischen Komponisten Rihards Dubra, die im ersten Teil von Mirjam Lieb, im zweiten von Annika Egert geleitet wurde. Die kurzen Sätze bestachen in ihrer klaren Aussage, die von dem machtvollen Chor professionell vorgetragen wurde. In den Improvisationen nach „Kume, kum, Geselle min“, die von Zoe Morisse dirigiert wurden, schwoll der Chor zum großen, vielstimmigen Klangkörper auf, der den Kaisersaal erfüllte.
Nach dem musikalischen Leckerbissen durften die Musikfreunde in einer Pause zum Alltag zurückfinden. Nun präsentierten sich die Frauen aus Bubesheim und die Thannhauser. Der Gesangverein Liederkranz, erfuhren die Zuhörer, war vor über hundert Jahren als Männer-Gesangverein gegründet, in den 60er-Jahren dann für Frauen geöffnet worden. Schließlich stand der Verein 2012 mangels Männern vor dem Aus. Doch die Bubesheimerinnen wollten den Chor nicht sterben lassen, und erneuerten sich 2013 als reiner Frauenchor. Unter der Leitung von Carmen Müller empfahlen sich die Sängerinnen mit ihrem frischen und gut gelaunten Gesang. Für den Auftritt hatten sie als Schwerpunkt Lieder des steirischen Komponisten Lorenz Maierhofer gewählt, dessen Werke als moderne Volksmusik Schlagerqualität haben, doch auch Hubert von Goiserns „Weit, weit weg“ und das „Halleluja“ von Leonard Cohen hatten die Sängerinnen dabei.
Mit dem Sängerbund Thannhausen unter der Leitung von Bernhard Miller ging das Konzert dem Ende und einem von vielen mit Spannung erwarteten Höhepunkt entgegen. Immerhin präsentierten die Thannhauser nach einem gekonnten, schwingenden, groovenden Konzertteil mit weltberühmter Unterhaltungsmusik von Harry Belafonte bis Udo Jürgens eine echte Weltpremiere, die Klaus Richter als Moderator der Thannhauser Sänger erklärte: Das „Lied der Mittelschwaben“, eine Hymne auf den Landkreis Günzburg, sei das lange in der Schublade vergessene Werk von Maria Rugel und Robert Sittny, das nun endlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte. Der Text und die Noten sind dabei ein Geschenk der Urheber, sie werden vom Sängerbund Thannhausen auf Nachfrage ausgegeben, erläuterte Anja Schinzel, die Vorsitzende des Kreis-Chorverbandes. Sie hatte einen wesentlichen Teil zur Wiederbelebung des Liedes beigetragen. (Gertrud Adlassnig in der Günzburger Zeitung)