Carl Orff: Der Mond - Ein kleines Welttheater – das für 2020 geplante Konzert zum 125. Geburtstag von Carl Orff gemeinsam mit dem Carl Orff-Chor und dem Schlagwerkensemble Marktoberdorf im MODEON Marktoberdorf.
Ein Werk voll grandioser Schlagkraft
Erstmals inszenierte der Carl Orff-Chor zusammen mit der Schwäbischen Chorakademie in Marktoberdorf „Der Mond“. Nicht nur das Bühnenbild bot einen spektakulären Anblick. Die gefeierte konzertante Aufführung der Märchenoper „Der Mond“ im fast voll besetzten Modeon eröffnete dem „Carmina Burana“-verschworenen Publikum einen neuen Blick auf den bayerischen Komponisten Carl Orff. Nach einer Aufführung bei der Landesausstellung 2018 in Garmisch, an der der Carl Orff-Chor mitwirkte, zeigten der Carl Orff-Chor und die Schwäbische Chorakademie das 1938 entstandene Werk erstmals in Marktoberdorf. Die Verwandtschaft zu den zwei Jahre älteren „Carmina Burana“ war frappierend, zumal Dirigent und Chorleiter Stefan Wolitz statt der originalen Orchesterversion die späte Fassung für Soli, Chor, zwei Klaviere und Schlagwerke des Komponisten und Redakteurs Friedrich Wanek von 1985 wählte. Die beiden schwarzen Flügel und die Instrumente des Schlagwerk-Ensembles Marktoberdorf boten auch hier einen spektakulären Bühnenanblick. Sechs Schlagzeuger unter Leitung von Manuel Mayerle entfachten an Xylofon und Glockenspiel, an Triangel und Tamtam eine unwiderstehliche Motorik, in die auch die beiden Pianistinnen Katja Röhrig und Annette Naumann brillant einstimmten. Beim melodischen Zwischenspiel erhob Wolfgang Filser seine weiche Posaunenstimme, und als Epilog bezauberte Regina Franks volksliedhaftes Zitherspiel. Der riesige hundertköpfige Chor mit der lichten Klarheit der jungen Stimmen der Schwäbischen Chorakademie fuhr zu grandioser Schlagkraft auf. Er bildete einen eindringlichen Kommentar zwischen Gemurmel und präzisem Aufschrei. Als Solisten gaben Severin Himmelsbach den Bauern und Lukas Amberger, Florian Dengler, Gerrit Illenberger und Linus Mödl die „Vier Burschen“. Eindrucksvoll zeichnete Bass Alban Lenzen die magische Petrus-Figur. Die Rolle des Erzählers erinnerte an Johann Sebastian Bachs Oratorien: Der 27-jährige Eric Price gestaltete die hohe Tenorpartie mit beglückender Bravour. Gemeinsam mit ihnen beschwor Stefan Wolitz ein Werk voll poetischer Klangwunder und mitreißender motorischer Eleganz. Der Dirigent hatte die Geschichte in eine eigene Rahmenerzählung verpackt, die mit Johannes Hitzelbergers wohlklingender Sprecherstimme noch einmal die derbe Handlung und kosmische Moral unterstrich: Inspirieren ließ sich der Komponist ja vom Märchen „Der Mond“ der Gebrüder Grimm, über dem er selbst zum Librettisten wurde. Orff verpasste der naiven Geschichte einen Schwenk ins Burleske und ließ sogar Petrus, den Verwahrer der Himmelsschlüssel, in der Unterwelt mitzechen. Bei allem weltlichen Überschwang forderte Carl Orff aber auch absolut Respekt vor der Ordnung des Kosmos, für die Petrus aus dem christlichen Personal steht. Nicht umsonst nannte er seinen Einakter liebevoll „Ein kleines Welttheater“.(Gabriele Schroth in der Allgäuer Zeitung vom 21.09.2022)
Konzert: 17.09.2022 | 19:00 Uhr | Marktoberdorf, MODEON