In ihrer letzten Sommer-Arbeitsphase befasste sich die Schwäbische Chorakademie unter ihrem künstlerischem Leiter Stefan Wolitz mit dem brennenden Thema „Friede auf Erden“. Das daraus resultierende, in der Marktoberdorfer Pfarrkirche St. Martin am 23.06.2024 aufgeführte Programm aus zehn Chorwerken und fünf Orgelstücken ergab einen intensiven Spannungsbogen vom 15. Jahrhundert bis ins Jetzt. Es zeigte aus verschiedenen Blickwinkeln, welchen Ausdruck dieses existenzielle Anliegen im Schaffen der Textdichter und Komponisten gefunden hat. Das Klangbild des Chores ist altersgemäß in den Sopranen und Tenören strahlend, in den tieferen Stimmen eher schlank, insgesamt überaus beweglich und ansprechend. Die günstige Akustik der Kirche dürfte zur makellosen Intonation beigetragen haben. Mit großer Aufmerksamkeit folgte der Chor dem weit ausgreifenden, instruktiven Dirigat von Stefan Wolitz. Peter Bader, Chordirektor und Organist von St. Ulrich in Augsburg, kommentierte die Beiträge durch passende Orgelstücke.
Die eindringliche Motette „Verleih uns Frieden gnädiglich“ von Heinrich Schütz hat schon viele Chöre begeistert und gestaltet das Konzertanliegen packend. Mit der darauffolgenden Motette setzt Schütz noch eins drauf: „Gib unseren Fürsten und aller Obrigkeit Fried und gut Regiment…“. Giovanni Gabrieli war ein Meister der Mehrchörigkeit. Sein „Gloria“ teilt er auf drei Chöre, die beim Konzert quer über das Kirchenschiff aufgestellt waren und eine regelrechte Klangwand schufen. Felix Mendelssohn Bartholdy ging es sicher nicht darum, sich als großer Oratorienkomponist zu präsentieren. „Warum toben die Heiden“ und „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren“ entspringen großer Glaubenstiefe und dringlicher Auseinandersetzung. Die darin liegende Emotionalität packte auch den Chor spürbar. Rudolf Mauersbergers Trauermotette „Wie liegt die Stadt so wüst“ bezieht sich auf die Klagelieder Jeremiae und verbindet sie ergreifend mit der Verzweiflung über die sinnlose Zerstörung Dresdens am Ende des Zweiten Weltkrieges „…wie bist du so greulich herunter gestoßen…“. Mit „…even when He is silent“ endet ein Gedicht auf einer KZ-Mauer, das Kim André Arnesen 1980 kurz vor den Terroranschlägen von Oslo und Utøya als ein Credo für Hoffnung und Glauben gefunden hatte. Das zuversichtliche „Peace“ von Paul Mealor greift ein Gebet des heiligen Franziskus auf. Nach dieser eindringlich vorgetragenen Bitte herrschte kurze Stille, wonach der hoch verdiente Beifall regelrecht ausbrach. Der Chor bejubelte seinerseits die Mitarbeit von Anke Weinert-Wegmann, Angelika Huber und Florian Dengler.
(Auszug aus: Allgäuer Zeitung / Wilhelm Propach).