Pfronten „Hoch tut euch auf, ihr Tore der Welt!“ Mit dieser Vertonung des Psalm 24 von Willibald Gluck (1714 -1787) eröffneten die Männerchöre aus Pfronten und Füssen stimmgewaltig die diesjährige Chorweihnacht der AGACH, der Arbeitsgemeinschaft Alpenländischer Chorverbände. Stimmungsvoller hätte dieser Auftakt nicht sein können, waren die Konzertbesucher durch die schneeüberzuckerte Landschaft des Ostallgäus und der vom Hörnle herab grüßenden und festlich beleuchteten Pfarrkirche St. Nikolaus ohnehin schon adventlich eingestimmt. Erwartungsfroh waren sie gespannt auf die Chöre aus dem Wallis, dem Trentino, aus Vorarlberg, dem Salzburger Land und aus der heimischen Alpenregion, auf Chöre, die dieser Veranstaltung internationales Flair vorgaben.
Alljährlich plant die AGACH in einem ihrer 16 alpenländischen Landesverbände ihr traditionsreiches „Concerto di Natale“; dieses Jahr und zum wiederholten Male im Bereich des Chorverbandes Bayerisch-Schwaben. Dr. Paul Wengert, Präsident des CBS, war dieses Jahr verantwortlich für die Organisation dieser Veranstaltung und das Präsidium seines Verbandes war stolz darauf, dass Organisation und Durchführung perfekt geplant waren.
Zweisprachig (italienisch und deutsch) begrüßte dann auch der Präsident der AGACH, Erich Deltedesco, Zuschauer und teilnehmende Chöre: die Gruppo Vocale C. Eccher aus Cles (Trento) mit ihrer Leiterin Sara Webber; die Wälder Chorgemeinschaft Egg aus dem Chorverband Vorarlberg mit Leiterin Elisabeth Marxgut und schicker Tracht aus dem Bregenzerwald; das Vokalensemble Maishofen aus dem Chorverband Salzburg (Leitung Eva Höck); den Chor St. Stephan Leuk-Stadt, einen Kirchenchor aus dem Verband der Walliser Gesangvereine (Leitung Javier Hagen) und schließlich die heimischen Chöre, den Männergesangverein „Liederkranz“ Pfronten und den Männerchor „Liederkranz“ Füssen, die sich aus Anlass dieses Konzertes zu einem starken Männerchor unter der Leitung von Gisela Reichherzer und Mario Babel zusammen getan hatten. Worte zum Mitdenken sprach Domkapitular Msgr. Harald Heinrich, der bis 2008 als Pfarrer in St. Nikolaus tätig war und die Auswahl der Chöre und die Programmfolge oblagen Pater Urban Stillhard, dem künstlerischen Leiter der AGACH, der krankheitsbedingt leider nicht anwesend sein konnte.
Pater Urban Stillhard unterteilte sein Programm in die thematischen Blöcke Advent/Erwartung, Marienlob, Herbergssuche, Hirtenlieder, Anbetung Jesu, Gloria und setzte als Schlusslied den Andachtsjodler aus Südtirol in einem Satz von Peter Hölzl (1920 – 2010). Die Beiträge der Chöre ordnete er diesen thematischen Blöcken unter und so entwickelte sich ein begeisterndes und abwechslungsreiches Chorkonzert von hohem Niveau.
Die Gruppo Vocale C. Eccher, ein Frauenchor mit feiner Stimmkultur, begeisterte mit „Qui creavit Coelum“ (Wer schuf den Himmel), einem englischen Gesang um 1400, brachte fein und ausdrucksvoll das „Senti Madonna“ von Celestino Eccher (1892 – 1970), einem der bedeutendsten neuzeitlichen Musiker aus dem Trentino nach dem der Chor auch benannt ist, und begeisterten mit „Nenia pastorale“ in der Art des Gregorianischen Chorals und dem „Noi siamo i tre re“ (Wir sind die drei Könige).
Die Wälder Chorgemeinschaft Egg, ein gemischter Chor, überzeugte durch absolute Präzision, feinsten Chorklang und sie zeigten das hohe Maß ihrer Schulung auch dadurch, dass sie ihr Programm auswendig vortrugen und so absolut konzentriert auf die Impulse ihrer Leiterin reagierten. Neben traditionellen Sätzen (Maria ging in Garten; So wachet auf ihr Hirten) und dem Jubilate Deo von Anton Schmutzer (1864 -1936) sangen sie begeisternd auch in ihrer Vorarlberger Mundart (Lang sind dia Nächt; Ir hoolige Nacht).
Außerordentlich gut geschult präsentierte sich auch das Vokalensemble Maishofen, das auch insofern für Abwechslung sorgte, da es einen Teil seines Vortrags von den Empore herab intonierte. Die Maishofener glänzten mit den Beiträgen „O stille Zeit, dem „Maria durch ein Dornwald ging“ in einem Satz von Gottfried Wolters (1910 -1989), mit dem altböhmischen Weihnachtslied „Kommet ihr Hirten“, einem modernen Satz „Christnacht“ von Andreas Gassner (2016) und dem „Ehre sei Gott in der Höhe“.
Aus dem Wallis kam der Chor St. Stephan aus Leuk. Dieser vielbeschäftigte Kirchenchor repräsentierte die Stimmkultur des Verbands der Walliser Gesangvereine und überzeugte durch seine geschlossene, fein abgestufte Dynamik und klare Artikulation. In einem Satz von Lorenz Maierhofer (*1956) beschrieben die Leuker den leuchtenden Advent, schilderten den Weg nach Bethlehem, luden die Hirten ein, zum Stall zu kommen, brachten mit Keyboard-Begleitung das „Christmas Lullaby“ von John Rutter (*1945) und sangen passend zum „Gloria“ das „Lasst uns alle fröhlich sein“.
Sehr ansprechend und als gewichtiges klangliches Pendent präsentierte sich der Gemeinschaftsmännerchor Füssen/Pfronten, die den gastgebenden Chorverband Bayerisch-Schwaben repräsentierten. Gisela Reichherzer und Mario Babel formten diesen großen Männerchor zu einem respektablen Klangkörper, der mit seinen Beiträgen das Volksliedhafte verkörperte, so mit dem bekannten Adventslied „Aus einer schönen Rose“, „Es wird scho glei dumpa“ und mit dem „O Stunde, die das Heil gebracht“ nach einem Satz von Josef Gasser (1873 -1957).
Die Zuhörer in der vollbesetzten Pfrontener Pfarrkirche St. Nikolaus waren begeistert, spendeten stehend den Akteuren riesigen, lang anhaltenden Applaus. In der Verbindung von Chormusik und nachdenkenswertem Wort war dieses Chorevent ein wunderbarer Auftakt zum 1. Advent im Jahr 2019 und eine Demonstration des Anliegens der AGACH – die Pflege und Förderung des Kulturguts im alpenländischen Raum. (Reiner Pfaffendorf)